Stubenhockerei

Wir gehen nie hinaus, wir bleiben nur zuhaus'.

Kelek {Werner Nekes, 1969}

kelek

Kelek ist ein stummer Film über Spalten.

Noch ehe der handgeschriebene Titel eingeblendet wird, führt Nekes uns auf einen Spaziergang durch eine Parkallee. Die Kamera wirkt als schiebe man sie recht träge und unkoordiniert vor sich her und ich denke, es muss gleich wohl etwas passieren. Irgendwas. Vielleicht treffen wir jemanden, vielleicht gehen wir zu Boden, irgendwas Dramatisches. Aber irgendwann dreht sie sich einfach nack links, wackelt ein paar Mal hin und her auf der Suche nach der passenden Positon und verweilt. Einfach so. Und dann steht da: KELEK

Diese Sequenz passt inhaltlich nicht weiter zum Rest des Films, der aus wiederkehrenden Motiven, bzw. Einstellungen besteht, setzt aber, wenn man brav ist, den Ton für das, was da noch kommt.

Die erste Sequenz liefert uns große Spalten oben und kleine Spalten unten (eine Kanalabdeckung wohl? Ich musste an das Oscar-Wilde-Zitat denken: We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.) durch die man von schräg unten auf eine schöne Hausfassade blickt (Gedanken auch an Wavelength). Die Kamera ist statisch und für recht lange Zeit ist nicht klar, ob man gerade auf etwas gefilmtes oder auf ein (abgefilmtes) Standbild schaut, bis irgendwann ein Mensch an den Spalten vorbeiläuft. Und dann noch einer. Und noch einer.

In der nächsten Sequenz blicken wir herab auf den Boden, auf gehende Füße, zwei Beine hinab. Es dauert sehr lange, bis ich bemerke, dass die Kamera zwischen den Beinen einer Frau positioniert ist. Ihre beiden sich fortbewegenden Beine bilden eine Spalte.

Dann wieder Spalten zur Hausfassade aus einer leicht veränderten Position. Dann wieder die Beine. Und wieder die Spalten zur Hausfassade in veränderter Position. Und Beine. Und das Kanalgitter. Und dann die nun deutlich sichtbar bestrapsstrumpften Beine. Und dann wieder das Gitter, diesmal mit einer unruhig hin und her laufenden Kamera, die von Passanten bemerkt wird, die ihr das Licht mit ihren Füßen versperren.

Und die Beine laufen weiter.

In einer neuen Sequenz sehen wir einen Straßenabschnitt, dessen im Hintergrund zu sehenden Häuser einen Spalt Himmel freilassen. Die Sequenz ist sehr beschleunigt und gefilmt wie ein Augenaufschlag. Vom Grellen weiß wird das Bild immer natürlicher und dann immer dunkler, bis es „Nacht“ geworden ist.

Dann fahren die Beine auf dem Gepäckträger eines Fahrrads mit; die Beine bilden einen großen Spalt und durch die Maschen des Rocks fällt Sonnenlicht. Die Beine steigen ab und laufen noch ein gutes Stück.

Die nächste Straßenaufnahme ist bereits etwas langsamer und beginnt im Dunkeln, sodass man sehen kann, wie das helle Licht sich zuerst in der Häuserspalte zeigt. Dann wird es wieder grell und dann wieder dunkel. Dann wieder hell und dunkel und hell und dunkel.

Die Kamera schaut nun nicht mehr zwischen den Schenkeln hervor, sondern offensiv zwischen die Schenkel, die wir nicht mehr im Positiv, sondern im Negativ sehen. Gespreizte bestrapste Beine und ein hell leuchtender haariger Spalt. Eine Eichel. Dann eine Hand und ein Daumen, den Spalt reibend.

Die Straßenszene in ihrer Wiederkehr aus Licht und Dunkelheit, jedes Mal ein wenig langsamer werdend.

Dann der Spalt zwischen den Beinen der Frau und zwischen den Beinen des Mannes, beide im hündischen Vor und Zurück.

Und wieder die Straße und ihr Treiben.

Dann eine Nahaufnahme von Penis und Spalte.

Und wieder die Straße. Das Bild sich immer mehr der Normalgeschwindigkeit annähernd.

Penentration. Und vor und zurück.

Die Straßenszene.

Und eine Po-Spalte, aus der gleißendes Licht strömt. Vor und zurück, vor und zurück.

Und wieder die Straßenszene. Kinder entdecken die Kamera. Posieren, kokettieren, albern herum.

Ein Nachmittag in Hamburg. (Malina)

» Stills & .gifs

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 7. September 2014 von in Filme und getaggt mit , , .
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