Tokyo bebt, dröhnt und pulsiert, während Tsuda (Schnuckimoto selbst) sich von einem Versicherungsverkaufsbesuch zum nächsten schwitzt. Zufälle und Schweiß lassen ihn auf Kojima, einen Jugendfreund, treffen, der sich ziemlich schnell in Tsudas Leben und zwischen Tsuda und Hizuru, seine Freundin, drängt. Nachdem Tsudas Eifersucht ihm zunächst ausgesprochenes Nasenbluten beschert, beschließt er demselben Boxclub beizutreten, dessen Mitglied auch Kojima ist, um sich auf einen Endkampf mit ihm vorzubereiten. Währenddessen entdeckt auch Hizuru die Wonnen des Schmerzes und dekoriert ihre selbst gestochenen Löcher, um auch ihre Transformation sichtbar zu machen. Dann verlässt sie Tsuda und geht zu Kojima und wir erfahren, dass Kojima und Tsuda in ihren Jugendjahren den Mord an einem Mädchen mit ansahen und sich schworen, gemeinsam Boxen zu lernen um ihren Mord zu rächen. Tsuda vergaß das alles sehr bald und auch jetzt scheint das für beide gar nicht mehr so relevant, stattdessen gockeln sie umeinander und um Hizuru herum. Am Ende werden beide zu Brei geschlagen, Tsuda zunächst von Hizuru und dann von Kojima und Kojima in seinem letzten Boxkampf.
Im Gegensatz zu seinen vorherigen Filmen reicht Tsukamoto in Tokyo Fist die Brachialität des bloßen menschlichen Körpers und sein Drang aus sich selbst auszubrechen, so weit es ihm möglich ist, ohne sich tatsächlich vorsätzlich selbst zu töten. Manchmal braucht es dazu aber auch eine Wand, wenn keine Faust da ist, oder eben einen durchdringenden Gegenstand, denn die Frau ist wieder auf sich selbst angewiesen.
Und so stolpern die drei Protagonisten durch ihr Leben und die bebende Stadt, die in manchen Sequenzen wie ein wütender Beobachter wirkt (während Tsuda in anderen so sehr zwischen den monströsen Strukturen verloren geht, dass das Labyrinth selbst zum Minotauros wird), und rempeln sich gegenseitig an, und so ganz klar wurden mir die Beziehungsentwicklungen nicht, ebenso wie mir der Mord aus den Jugendtagen irgendwie überflüssig vorkam. Gerade solche Storysachen wirken bei Tsukamoto auf mich immer ein bißchen bemüht, oder nicht ganz durchdacht oder schlicht überflüssig. Vielleicht entgeht mir da auch etwas. Ich weiß es nicht. Aber so wie das tief mitempfundene Gefühl von Traurigkeit und Einsamkeit in Vital solche Defizite vergessen macht, so ist die Gewalttätigkeit und Körperlichkeit von Tokyo Fist so massiv und in-your-face und umhauend, dass es auch hier nicht weiter schlimm ist. Tsukamoto macht Filme an denen man sich reiben kann, wie an grobem Schleifpapier und wahrscheinlich muss man auch ein gewisses Verlangen nach körperlichem Schmerz und seiner offenen Sichtbarkeit haben um das zu lieben, um das nachzuempfinden, was seine Figuren antreibt. Ich jedenfalls freue mich über jede kleine Blessur, die sich auf meinem Körper wiederfindet, seitdem wir angefangen haben uns in Krav Maga zu üben. Und schön ist auch das Befremden angesichts sich unter der Haut abzeichnender Muskeln und Knochen…Body Horror…diese seltsame Maschine, die da in mir arbeitet und funktioniert, ohne mein bewußtes Zutun, gegen meinen Willen oder nicht, die einfach zusammenbrechen kann, gegen meinen Willen oder nicht und dieses Gerüst, das alles zusammenhält… Es macht Sinn, dass Tsukamoto mit Tokyo Fist endlich zur Menschlichkeit als Quell des Schmerzes vordringt.
Und eine meiner Lieblingsszenen der gesamten von mir bisher gesehenen Filmgeschichte ist zweifelsohne Hizurus Rübenkauf! Diese Absurdität und diese Dringlichkeit und dieser wunderschöne Ernst, mit dem Tsukamoto das filmt…!!
(Vor fast zwei Jahren sahen wir Tokyo Fist zum ersten Mal, damals schrieb mein lieber Herr Schmock Folgendes.)
((Chu Ishikawas Soundtrack sei ebenfalls sehrsehr empfohlen.)) ■(Malina)
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par benoit david
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