Erst jetzt, da ich anfange diese Notiz zu schreiben, muss ich beim Titel an Two And A Half Men denken und frage mich, ob es wohl eine weitere Person auf dieser Welt gab oder gibt, die jemals beim Lesen des Titels an Two And A Half Men denken musste. Nicht, weil diese Gedankenverknüpfung besonders interessant sei, oder irgendeinen Sinn hätte, sondern weil die Wahrscheinlichkeit, dass jemand der T-WO-MEN gesehen hat, jemals mit TAAHM in Berührung gekommen ist, vermutlich recht gering ist, und umgekehrt. Also, falls Sie dies lesen und beides auf Sie zutrifft, so melden Sie sich, bittesehr! Es gibt allerdings nichts zu gewinnen(, außer ein filigranes zwischenmenschliches, auf einem leeren Gedanken basierendes, Band).
Will man nach Ansehen des Films eine Antwort auf die von Nekes selbst aufgeworfene Frage WHATEVER HAPPENED BETWEEN THE PICTURES ? haben, so lese man dieses, bittesehr! Ganz wundervoll! ♥
k[ine] = (a + 1) (x, y, t) – (a) (x, y, t)
♥
Ich dachte ja anfangs gleich, dass das, was da vielleicht zwischen den Bildern passiert, etwas Unartiges sein würde, wie ich das bei Nekes nun ständig erwarte, aber so unartig war T-WO-MEN dann doch nicht.
1. Dore O. und Geeske Hof-Helmers in der fragmentierten Zweisamkeit eines dunklen, engen Raumes. Das Kameraauge erfasst immer nur Details – Haare, Gesichter, Hände, Schmetterlingsstickereien auf der Strumpfhose, einen Strumpfhosenzwickel, das Muster der Kleider, usw.. Ich musste an unseren lieben Frans denken… Die Enge und Nähe der Zweisamkeit wird von Landschaftsaufnahmen durchbrochen, von Aufnahmen der beiden Frauen, wie sie verlangsamt aus dem perfekten Rahmen eines Toreingangs heraustreten, sich gegenüberstehen und von Spaziergängen der beiden in wunderschön gefilmter Natur. Dazu verlangsamt abgespielter Wagner, der der ganzen Sequenz noch mehr Schwere verleiht. Die les- oder sehart hier ist horizontal, wie ich aus oben erwähntem Text gelernt habe. Und das lässt mich natürlich ganz schulmädchenartig kichern, angesichts des sexuellen Filminhalts. (Soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich Werner Nekes‘ Arbeits- und Denkweise ganz toll und inspirierend finde, genauso wie die Theorie, die dahinter steckt.)
2. Extrem schnelle Bilder von den beiden Frauenkörpern auf Meeresfelsen, Händen, Füßen, Köpfen, verschwommenen Bildern, Meeresaufnahmen und ununterbrochenes Gewackel. Dazwischen Dore und Geeske an einem Tisch, mal von oben zusammen aufgenommen, mal wieder fragmentiert; mal essend, mal lachend, am Ende knutschend. Dazu ein noisiger, brachialer Gitarrenriff, der mich, verbunden mit dem Bildersturm, an die Kembra-Pfahler-schwimmt-durch-eine-(lt. Herrn Schmock)Bildschirmschonerlandschaft-und-kopuliert-mit-Tentakeln-zu-Lou-Reeds-Metal Machine Music-Sequenz aus Nick Zedds War Is Menstrual Envy denken ließ. Die Felsen und Körperteile prallen gegeneinander und ich habe den Eindruck als würden die beiden Frauen zwischen den Steinen zerrieben. Die les- oder sehart hier ist wohl vertikal, wenn ich das richtig verstehe.
3. Der für mich persönlich schönste Teil des Films. Wir haben hier wieder die schwere und langsame Musik des ersten Teils und die beiden Frauen umherwandernd zwischen wunderschönen Landschaftsaufnahmen und Mehrfachbelichtungen, die das Gefühl traumwandlerischer Erinnerungen vermitteln; ein bißchen wie in Kaldalon. Ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber ich habe eine immense Schwäche für Landschaftsaufnahmen entwickelt. Vermutlich durch Brakhage…wahrscheinlich durch Dog Star Man? Es wäre nicht abwegig. Und sich durch die Landschaft bewegende Menschen sind noch ein Extrazuckerl. Bei Yufit gibt’s das auch ganz schön.
4. Der körperliche Akt ist unbetont; nur manchmal knackt und knistert die Filmspur. Das Bild ist dunkel, beleuchtet nur die beiden Körper in einem rötlichen Ton; die Köpfe sind kaum zu sehen; es ist, als schaute man durch ein Loch hindurch. Die Körper bewegen sich schnell, gleichzeitig verschwimmend und abgehackt. Manchmal erkennt man die separaten Körper, manchmal Körperteile, aber meistens verschmelzen sie zu neuen Körperformen; ein bißchen wie bei den Körpern von Francis Bacon.
5. Im letzten Teil lässt Nekes auch die Gesichter der beiden Frauen verschmelzen und sie manchmal janusartig wirken. Sie wechseln die Körper, tauschen die Gesichter und verschmelzen zu Einer um sich dann wieder voneinander zu lösen. Dies ist mit einer ähnlichen Musik wie der des zweiten Teils unterlegt. Und dann ist es vorbei.
[Eine kleine Anmerkung noch, da in letzter Zeit die Assoziationen mit mir durchgehen und ich mich auch nicht schäme, sie aufzuschreiben (Neulich las ich folgendes von Adam Curtis: „Well, I think that a lot of art has been captured by, again, academic stuff. I find it fascinating these days that you need to know the references behind a lot of art in order to understand it. Someone will, say, put something on a wall in a gallery and to “get it” you have to know that that the image is of a place where something extraordinary or terrible happened. I’m not saying that this is wrong—but it’s also not very dissimilar from an academic putting a footnote in a book. A lot of art is absolutely surrounded by footnotes at the moment.„, was mich in bißchen traurig machte, da ich Fußnoten liebe und ich weiß, das hat mit meinen Assoziationen nur sehr bedingt was zu tun, aber eben doch ein bißchen.): Ich versuche hier nicht aufzuschneiden, ich freue mich bloß selbst über Assoziationen, weil sie auch Erinnerungen sind und ein Film, der mir viele Assoziationen beschert, ist wie einer dieser schönen Spaziergänge, die geliebte Erinnerungen wecken.]
P.S.: Das ist schon ein bißchen ermüdend. ■(Malina)
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par benoit david
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